Durch den vorliegenden Band gelangen Benjamins
Gesammelte Schriften
zum Abschluß, die 1972 zu erschienen begonnen hatten. Sieben Bände, die in vierzehn gebunden sind, vereinen einen Textteil von 5200 Druckseiten mit einem wissenschaftlichen Apparat, der noch einmal 2600 Seiten umfaßt. Mit Rücksicht auf die Fragment gebliebenen Manuskripte Benjamins beansprucht die Ausgabe kein absolutes Vollständigkeit; vor allem solche Notizen und Entwürfe, die Vorstufen zu abgeschlossenen Arbeiten darstellen, könnten in ihrer Gesamtheit sinnvoll nur von einer historisch-kritischen Edition reproduziert werden. Im Hinblick auf die
abgeschlossenen
Schriften Benjamins kommen die
Gesammelten Schriften
jedoch einer Ausgabe
Sämtlicher
Schriften bereits so nahe, wie das gegenwärtig möglich ist.
Der Editionsplan der Ausgabe sah den siebten Band ursprünglich nicht vor, waren doch die in ihm als
Nachträge
in chronologischer Reihenfolge abgedruckten Texte entweder verschollen oder - wie im Fall von Benjamins Arbeiten für den Rundfunk - den Herausgebern unzugänglich. Erst 1981 wurde in der Pariser Nationalbibliothek eine Anzahl Manuskripte wiedergefunden, die Benjamin dort 1940, vor seiner Flucht aus der Stadt, hatte verändert lassen. Darunter befinden sich etwa die
Sonette
auf den Tod seines Freundes Heinle, die neben dem großen Theoretiker Benjamin zum erstmal auch den Lyriker in den Blick rücken. Gleichfalls im Pariser Nachlaß ist von der
Berlin Kindheit um neunzehnhundert
mit der Fassung letzter Hand die einzige erhaltene vorhanden, die eine von Benjamin selbst herrührende Anordnung aufweist und durch ihre eingreifende Revision der Texte zu einer veränderten Rezeption dieses verbreitetsten Buches von Benjamin nötig.
Auch die
Literarischen rundfunkvorträge
sowie vor allem die
Rundfunkgeschichten für Kinder
, die in Ost-Berlin aufbewahrt werden und deren Erstausgabe erst 1985 erscheinen konnte, erweitern die Physiognomie des Autors Benjamin um eine neue Dimension, zeigen sie ihn doch als ebenso unaufdringlich wie ingeniösen Volks- und Jugendaufklärer. Vom
Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit
- wahrscheinlich derjenigen Arbeit Benjamins, welcher die wichtigsten theologischen Impulse zu danken sind - enthält der siebte Band eine bislang unveröffentlichte Zwischenfassung, die an Radikalität die bekannten Fassungen überbietet. Das im Anhang abgedruckte, von Benjamin bis zu seinem Tod sorgfältig geführte
Verzeichnis der gelesenen Schriften
, mit dessen Hilfe sich literarische und theoretische Einflüsse in seinem Werk exakter als zuvor bestimmen lassen, dürfte für die Forschung bedeutsam werden.