Noch während des Zweiten Weltkriegs in den Vereinigten Staaten entstanden, 1947 als Buch erschienen, mit der Neuausgabe von 1969 endgültig zum einflussreichsten Werk der »Frankfurter Schule« geworden: eine Sonderausgabe zum hundertsten Geburtstag Theodor W. Adornos am 11. September 2003.
Es gibt wohl kaum eine fulminantere Entlarvung der bestehenden gesellschaftlichen
Verhältnisse und eine in ihrem wortgewaltigen Pathos düsterere Abrechnung
mit dem westlichen Fortschrittsglauben als die Dialektik der Aufklärung.
Der einzelne Mensch wird gegenüber den ökonomischen Mächten annulliert,
vom Apparat verschlungen, zum Teilchen einer unmündigen Masse degradiert.
Der verdinglichte Geist stirbt in der Flut von Information und Amüsement
ab, wird zur bloßen Ware. Die Kulturindustrie trägt in subtiler Weise dazu
bei, sich der eigenen Verdummung und Versklavung nicht einmal mehr bewusst
zu werden. So erweist sich >>Aufklärung als Massenbetrug<<. Diese alles
beherrschende Form eines bloß instrumentellen Verstandes unterdrückt jenes
Subjekt, das sich gerade mittels Verstandes von Mythos und Irrationalität
befreien und so zum Herrn über sich selbst machen wollte. Am Bild des an
den Mast gefesselten Odysseus verdeutlichen Horkheimer und Adorno den ursprünglichen
Zusammenhang der Herrschaft des Verstands und Unterdrückung menschlicher
Natur. Die Dialektik der Aufklärung ist nicht nur eine kritische Theorie
der modernen Massenkultur, sondern auch radikale Sprach- und Wissenschaftskritik
sowie negative Geschichtsphilosophie. Aufklärendes Denken, das untrennbar
mit gesellschaftlicher Freiheit verbunden ist, hat in einem dialektischen
Prozess die völlige Unfreiheit einer verwalteten Welt hervorgebracht. Dialektik
bedeutet hier das (notwendige) Umschlagen einer sich entwickelnden Sache,
der Aufklärung, in ihr Gegenteil, in die Unvernunft einer irrationalen
Welt. Die dramatische Konsequenz dieser Annahme liegt in der Ausweglosigkeit
des erreichten Zustands.