Am 15. Juni 1964 schifft sich die Ich-Erzählerin in Marseille ein und reist mit der französischen «Foch» immer tiefer nach Westafrika, bis nach Lagos. Dort wird sie als Sekretärin auf der Schweizer Botschaft arbeiten. Sie ist erst 21 Jahre alt, aber ihr Fernweh groß, und alles kommt ihr vor wie ein unendliches Abenteuer. Wer hat denn so früh im Leben die Chance, einen vor wenigen Jahren unabhängig gewordenen Staat auf dem Schwarzen Erdteil zu erleben! Angst hat sie nicht, weder vor Malaria noch vor Gewalt oder Korruption in einer fremden Stadt, die als gefährlich gilt. Mutig tritt sie die Stelle in Nigeria an, sie will das unbekannte Land mit seiner Kultur, seinen zahlreichen Ethnien, Sprachen und ungeheuren Gegensätzen entdecken und das überhebliche Denken der Weißen überwinden.
Vom ersten Tag an ist alles anders und aufregend, durchpulst von einem eigenen Rhythmus. Lagos wächst enorm schnell und vibriert von Lärm und Highlife-Musik. Es herrscht ein chaotisches Treiben auf den Märkten und in den Slums, wo sie sich mit wenigen Sätzen Yoruba frei bewegen kann. Sie führt ein privilegiertes Leben, nimmt an Cocktails und Dinners des diplomatischen Corps teil und begegnet eines Tages dem berühmten nigerianischen Bildhauer und Maler Ben Enwonwu. Als sie im gemischten Chor von Lagos mitsingt, fällt ihre helle Hautfarbe wie überall auf, aber sie stellt fest, dass es keinen «umgekehrten» Rassismus gibt und wir in Europa von Afrika viel lernen könnten.
Sechzig Jahre später hat die Autorin ihre Tagebücher, Briefe und Reisenotizen zu einem farbigen Mosaik Nigerias zusammengesetzt, wie es vor dem Biafrakrieg und den darauffolgenden Militärdiktaturen war. Ein spannender autofiktionaler Bericht einer couragierten jungen Frau, die ein damals exotisches Land an der Westküste Afrikas mit allen Sinnen wahrnimmt - und zu schreiben beginnt.