Wenn du die Welt kennenlernen willst, dann musst du raus. Raus aus der Bude. Mach die Tür auf, geh weg und sobald du was von der Welt gesehen hast, kannst du von ihr erzählen und sie den anderen erklären. So denken wir uns die Wirklichkeit. Ich nicht. Das tue ich nicht, weil ich widersprechen muss oder ständig mit Lesen beschäftigt bin, so dass mir das Verlassen der Wohnung unnötig erscheint. Nein, ich hatte ein Erlebnis, das mich umgestimmt hat. Eines Tages öffnete ich die Tür, durch die wir treten sollten, um in die weite Welt hinauszuschreiten. Und was passierte? Ich öffnete wie gesagt die Tür und draußen stand die Welt. Ob sie eintreten könne, fragte sie. Aber gerne doch, war meine Antwort. Es geschah. Dieses Buch ist das Ergebnis davon. Eine Art von Invasion war geschehen.
Die Personen dieser Welt da draußen hatten es nicht weit. Es waren Nachbarn, zugegebenermaßen aus längst vergangenen Zeiten, aber niemand würde bestreiten, dass sie die große weite Welt waren. Schon meine ersten Gäste werden das bestätigen. Keine kleinen Lichter, sondern Könige und Kaiser. Götter sogar, ja, richtige Götter!
Ich leide nicht unter Wahnvorstellungen, vielmehr waren meine Besucher reale Figuren der Geschichte, die von ihren Großtaten in der Gegend, aber auch von ihren Ängsten und Sorgen berichteten. Sie waren neugierig. Denn ich war neu. Mich kannten sie nicht. Sie wussten vermutlich, dass ich mich für Geschichte interessiere und Wein im Keller habe. Außerdem ist es gemütlich bei mir, denn ich habe ein steinaltes Haus relativ willkürlich in einen seiner vielen und über Jahrhunderte hin stets wechselnden Urzustände zurückversetzt, so dass wir alle heute vor Natursteinmauern sitzen, auf grobe Balken sehen und ins Kaminfeuer stieren können, wenn der Abend länger und länger wird. Alles Dinge, die Personen der Geschichte schätzen; das entsprechende Ambiente. Es löst die Zunge.
Wir kamen ins Gespräch und dieses Buch ist das Ergebnis davon. Gespräch, ist vielleicht etwas übertrieben. Meistens redete die Welt, sie ist das gewohnt. Ich finde es nicht schlimm, denn interessant bin ich nicht. Ich verberge mich hinter meinen Gästen. Wir ziehen also den Vorhang hoch und das Drama der Welt nehme seinen Lauf. Michael Appel