Die Jülicher Lössbörde zwischen Köln und Aachen zeichnet sich durch eine hohe Dichte archäologischer Fundplätze aus. Gerade durch die großflächigen Ausgrabungen im Vorfeld der Braunkohlentagebaue und darauf aufbauender wissenschaftlicher Forschungen wurde diese Region zur am besten erforschten Siedlungslandschaft der Römischen Kaiserzeit.
Die Dissertation von Felix Kunze liefert mit der Auswertung des römischen Gutshofes WW 1994/0376 einen weiteren Baustein, um die rheinische Besiedlungsgeschichte von der späten Eisenzeit bis zum Zerfall des römischen Weltreiches zu verstehen.
Durch die umfassende Materialvorlage ist die Entwicklung des Platzes von einer befestigen eisenzeitlichen Hofanlage, über ein römisches Kleingehöft bis hin zu einer römischen Protovilla in reiner Holzbauweise und schließlich zu einer villa rustica zu fassen. Besonders hervorgehoben werden müssen dabei die fünf holzverschalten Brunnen, die vollständig ausgegraben wurden und zu den tiefsten erforschten Brunnen im Rheinland zählen. Sie lieferten ein umfangreiches Fundspektrum der gesamten Besiedlungszeit und lassen Rückschlüsse auf wirtschaftliche Kontakte zu. Nicht überraschend sind Funde aus dem näheren Umfeld sowie aus dem römischen Köln, da sich die Villa nahe einer römischen Fernstraße befand.
Ergänzt wird die Arbeit von Felix Kunze durch naturwissenschaftliche Beiträge zu den Pflanzenfunden, den Tierknochen, den Holzfunden und zu organischen Fasern.