Seltsame Geister tauchen auf, ein Lämmchen macht einem Geizkragen obszöne Avancen, ein von Vorahnungen geplagter Landarbeiter verliert seinen Kopf. Wer sich an Episoden aus Bulgakows »Meister und Margarita« erinnert fühlt, liegt ganz richtig. Doch Ak Welsapar, in Schweden lebender turkmenischer Schriftsteller, legt noch eine Schippe drauf. Eine Kobra will sich an den Menschen rächen, die ihren Lebensraum auf der Jagd nach Öl und Gas vernichten. Kobra, der Schlangerich, nimmt Menschengestalt an. Dank seiner Wendigkeit gelingt es ihm, in den höchsten Machtzirkel aufzusteigen, wo er Antwort auf seine Fragen zu finden hofft. Dort residiert der Herr Genosse Präsident, gottgleicher Herrscher über ein hungriges Volk. Er beschenkt sein Volk mit Visionen und Strafen, die Ausländer mit Rennpferden und Hoffnungen auf gute Geschäfte. Kobra verheddert sich in den Palastintrigen und sucht den entscheidenden Kampf. Doch dabei erlebt er eine böse Überraschung.
Welsapar hat mit »Kobra« eine turbulente, beißende Satire auf die neuen Diktatoren »des demokratischen Postkommunismus« geschaffen, deftige Szenen wechseln zu slapstickartiger Herrscherlyrik; und doch ist das kein orientalisches Märchen. »Eine großartige Lektüre für jeden, der sich für die Psychologie von Despoten interessiert«, urteilt »World Literature Today«. Auch in Russland (2005) und der Ukraine (2021) wurde der Roman von der Kritik gefeiert. In Turkmenistan sind Welsapars Werke verboten, seit 2022 auch seine Romane in Russland.