Die Oper "Carmen" - nach einer Novelle von Prosper Mérimée - und die Bühnenmusik zu Alphonse Daudets Schauspiel "L'Arlésienne" sind zweifellos Bizets bedeutendste Werke. Bezeichnend für ihn, dass seine Fantasie am schönsten sich an literarisch hochstehenden Vorwürfen entzündete! Trotz Misserfolgen bei Premieren wurden die beiden Werke zu Welterfolgen, die bis heute anhalten.
Die drei hier ausgewählten Beispiele, abgeschlossene Stücke innerhalb der Großformen, legen Zeugnis davon ab, dass der geniale Instrumentator Bizet für die Flöte eine besondere Vorliebe hegte. Besonders die Oper ist voll der herrlichsten und für den Musiker dankbarsten - aber auch sehr anspruchsvollen - Flötenpartien. In allen drei Stucken erscheint die Flöte kombiniert mit der Harfe, eine schon von Mozart und anderen Vorgängern kreierte Paarung. Ihnen ist auch gemeinsam, dass sich aus dem anfänglich solistischen Duo Flöte-Harfe allmählich ein Orchester-Tutti entwickelt, in dem die Flöte zwar weiterhin die Oberstimme innehat, sie aber mit anderen Stimmen teilt. Während jedoch in den beiden Es-Dur-Stücken (die auch sonst bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aufweisen) der Schluss im piano endet, wobei die beiden
Soloinstrumente wieder hervortreten, ist die Danse Bohémienne ein einziges furioses Crescendo-Accelerando.
Bizet hat einige Stücke der Bühnenmusik zu einer Suite in instrumental erweiterter Fassung zusammengefasst. Sie wird heute als "L'Arlesienne Nr. 1" bezeichnet. "L'Arlesienne Nr. 2", aus der das vorliegende Menuett stammt, wurde nach Bizets Tod von seinem Studienkollegen B. Guiraud zusammengestellt. (Von G. stammen auch die nachträglich eingefügten Rezitative in Carmen.)
Der "Böhmische Tanz" hat wenig mit dem typisch böhmischen Idiom gemeinsam Als Zugeständnis an den Publikumsgeschmack ist er - aus dramaturgischer Sicht - nicht ganz zu Unrecht in Misskredit geraten. Sein absoluter musikalischer Wert bleibt unbestritten. Die stetig zunehmende Instrumentationsdichte vom anfänglichen Duo Flöte - Harfe bis zum vollen Orchester-Tutti kann in der hier gebotenen Version verständlicherweise nur höchst unvollkommen angedeutet werden - Der Sprung bei Allegro non troppo überbrückt 29 Takte ohne führende Flötenstimme. Er kann zum Zwecke zusammenhängendens Musizierens pausenlos übergangen werden.
Der Entr'acte aus Carmen bildet den wundervollen Kontrast zwischen dem vorausgehenden triumphalen Schluss des 2. Aktes und der unheimlichen Stimmung der Schmugglerszene am Beginn des 3. Aktes.
Schwierigkeitsgrad: 3-4