Agostino Paravicini Baglianis Werk hat sehr bald nach seinem Erscheinen
den Beifall bedeutender Historiker gefunden: Von einem «großartigen
Buch» spricht Georges Duby, von einem «Meisterwerk der
historischen Anthropologie» Jacques Le Goff. Und der deutsche
Mediävist Horst Fuhrmann schreibt: «Papstgeschichten
gibt es ohne Zahl, aber Paravicini Baglianis Buch ist einmalig.»
Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts wird die Spannung zwischen
der leiblichen Hinfälligkeit des Papstes und der Ewigkeit
der Institution zum Problem für die Kirche. Die Lösungsversuche
finden ihren Niederschlag in theologischen und medizinischen Schriften,
in bildlichen Darstellungen und einem reich ausgestatteten Zeremoniell.
Die Riten und Zeremonien, die den Papst an seine Sterblichkeit
erinnern oder ihn auffordern sollen, auch als Mensch rein und
heilig zu sein, sind zum Teil noch heute in Kraft.
Neben der Theologie der Hinfälligkeit kommt sehr bald, das
Bewußtsein auf, daß die Gesundheit des Papstes ein
Gut für die Kirche sei. Am Papsthof bestand seit dem 13.
Jahrhundert ein lebhaftes Interesse an der Medizin und den Naturwissenschaften
- mit der Hoffnung auf eine mögliche Lebensverlängerung.
Horst Fuhrmann hat den Reichtum dieses Buches in wenigen Zeilen
angedeutet: «Es behandelt anhand zahlreicher mittelalterlicher
Quellen die damaligen Beraubungsrituale des toten Papstes ebenso
wie dessen Leibesfürsorge, neben dem Disput über die
menschliche Hinfälligkeit steht die Frage, welche Gestalt
denn der Papst im Jenseits annehme: sei er der Greis, als welcher
er verschieden ist, oder zeige er das Aussehen eines blühenden
Dreißigers, in dem Alter stehend, in dem Christus am Kreuz
starb? Jede Seite in Paravicini Baglianis facettenreichem Buch
ist voller Spannung und tiefer Einsichten.»