Vier Jahre verbrachte Egon Krenz hinter Gittern. Hat ihn die Haft verändert, fragt ihn ein Interviewer zu Anfang des Buches. Ja, natürlich, antwortet das Ex-Staatsoberhaupt der DDR. 'Wer sich nicht verändert, bleibt zurück. Standpunkt heißt ja nicht Stehpunkt. Das trifft nicht nur auf Knastzeiten zu.' Egon Krenz beweist diese Entwicklung überzeugend in seinem ersten Buch nach der Entlassung. In Korrespondenzen, Zeitungsbeiträgen, Gesprächen und Stellungnahmen, die er zwischen 1990 und 2005 zu Papier brachte, bietet er Kommentare: als Zeitzeuge und Zeitgenosse. Egon Krenz steht zu dem, was er tat. Und hält unverändert an seiner sozialistischen Überzeugung fest. Das macht ihn für Freund wie für Feind berechenbar. In seinem Schlußwort vor Gericht räumte er selbstkritisch ein, daß 'manchmal meine Versuchung groß' gewesen sei, 'vor der hoffnungslos moabitischen Art deutscher Geschichtsaufarbeitung zu kapitulieren'.