Unzeitgemäße Gedanken über die Erste Wissenschaft
Aristoteles bestimmte die Philosophie als Erste Wissenschaft. Kann sie diesem hohen, in ihrem Selbstverständnis angelegten Anspruch heute überhaupt noch gerecht werden?
Es ist offensichtlich, dass auch die Philosophie längst Spezialisierungen erfahren hat, dass sich ihre verschiedenen Richtungen manchmal bis zur Gesprächslosigkeit voneinander getrennt haben und dass sie auf einzelwissenschaftliche Resultate und Interdisziplinarität angewiesen ist, um über die Welt reflektieren zu können.
Dennoch, so die These von Harald Seubert, bleibt es ihre Aufgabe, hinter die Methoden einzelner Wissenschaften und die Fixierungen von Welterklärungen zurückzufragen. Philosophie wird ihre Kraft erreichen, wo sie Systematik und ideengeschichtliche Orientierung verbindet und zum «großen Gespräch zwischen den Lebenden und den Toten» (Marc Bloch) wird. Konkret zeigt sich das in den großen philosophischen Fragen: der Frage nach der Wahrheit, nach der Freiheit und dem Sinn von Sein. Harald Seubert plädiert für einen weiten und zugleich unterscheidungsstarken Philosophiebegriff. Dabei behandelt er auch neue Fragestellungen und Herausforderungen, die sich der Philosophie heute stellen - etwa in ihrem Verhältnis zur Kunst, zu Natur und Technik und zur Vielfalt der Kulturen.
Harald Seubert, geb. 1967 in Nürnberg, promovierte 1998 über Heidegger und Nietzsche und habilitierte sich 2003 mit einer Arbeit über Platons Rechtslehre. Von 1998 bis 2004 Assistent und von 2003 bis 2009 Privatdozent an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, war er von 2006 bis 2012 Gastprofessor an der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan. Seit 2012 ist er Professor für Philosophie und Religionswissenschaft an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel.
Unzeitgemäße Gedanken über die Erste Wissenschaft
Aristoteles bestimmte die Philosophie als Erste Wissenschaft. Kann sie diesem hohen, in ihrem Selbstverständnis angelegten Anspruch heute überhaupt noch gerecht werden?
Es ist offensichtlich, dass auch die Philosophie längst Spezialisierungen erfahren hat, dass sich ihre verschiedenen Richtungen manchmal bis zur Gesprächslosigkeit voneinander getrennt haben und dass sie auf einzelwissenschaftliche Resultate und Interdisziplinarität angewiesen ist, um über die Welt reflektieren zu können.
Dennoch, so die These von Harald Seubert, bleibt es ihre Aufgabe, hinter die Methoden einzelner Wissenschaften und die Fixierungen von Welterklärungen zurückzufragen. Philosophie wird ihre Kraft erreichen, wo sie Systematik und ideengeschichtliche Orientierung verbindet und zum «großen Gespräch zwischen den Lebenden und den Toten» (Marc Bloch) wird. Konkret zeigt sich das in den großen philosophischen Fragen: der Frage nach der Wahrheit, nach der Freiheit und dem Sinn von Sein. Harald Seubert plädiert für einen weiten und zugleich unterscheidungsstarken Philosophiebegriff. Dabei behandelt er auch neue Fragestellungen und Herausforderungen, die sich der Philosophie heute stellen - etwa in ihrem Verhältnis zur Kunst, zu Natur und Technik und zur Vielfalt der Kulturen.