Hebbels Dramen-Trilogie »Die Nibelungen« entstand in den Jahren 1855-60, in einer Zeit in der man sich auf die deutsche Vergangenheit, insbesondere das Mittelalter und die Ritterzeit, zurückbesann. In seiner Tragödie versuchte Hebbel, die Handlungsweisen der mythischen Figuren für den modernen Theaterbesucher begreifbar zu machen, indem er sie psychologisch motivierte. Ihm gelang so eine der meistbeachteten Bearbeitungen des Nibelungenstoffs für das Theater.
»Alle Momente des Trauerspiels«, schrieb Hebbel in einer ungedruckt gebliebenen Vorrede, »sind also durch das Epos selbst gegeben, wenn auch oft, wie das bei der wechselvollen Geschichte des alten Gedichts nicht anders sein konnte, in verworrener und zerstreuter Gestalt oder in sprödester Kürze. Die Aufgabe bestand nun darin, sie zur dramatischen Kette zu gliedern und poetisch zu beleben, wo es nötig war.«